Das Scherbenhaus
von Susanne Kliem
aus dem Verlag: carl's books
Genre: Psychothriller
Taschenbuch mit 336 Seiten
Deutsche Erstausgabe: März 2017
ISBN-Nr.: 978-3570585665
Preis Buch 14,99€
Preis E-Book 9,99
Inhalt:
Jedes Haus bringt Geheimnisse. Doch in
diesem lauert der Tod.
Carla erhält seit Monaten anonyme
Drohbriefe und wird von Angstattacken geplagt. Als sich die Chance
ergibt, in ein hochmodernes Wohnhaus nach Berlin zu ziehen, freut sie
sich auf den Neuanfang. In ihrem perfekt abgesicherten Smart Home und
der engen Hausgemeinschaft fühlt sie sich beschützt. Doch dann gibt
es immer mehr alarmierende Vorfälle, und Carla ahnt, dass der Feind
gar nicht von außen kommt. Er ist schon längst bei ihr...
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Meine Meinung:
Ich muss euch gestehen, dass ich diesem
Psychothriller erst beim 2. Anlauf beendet und auch verstanden habe.
Bereits im letzten Sommer hab ich mit „Das Scherbenhaus“
angefangen, aber gleich gemerkt, dass ich nicht so wirklich in die
Geschichte abtauchen konnte. Da ich jedoch den Inhalt so ansprechend
fand, wollte ich dem Buch gerne nochmal eine Chance geben, und das am
besten, wenn ich auch mehr das Feeling für Thriller verspüre (also
nun im Winter). Ich muss gestehen, obwohl ich den Anfang noch sehr
gut in Erinnerung hatte, hat mir dieser Psychothriller richtig gut
gefallen. Aber fangen wir mal von vorne an:
Bereits das Cover gefällt mir
sehr gut und hat mich neugierig gemacht, was sich wohl dahinter
verbirgt. Es ist im allgemein etwas düster gehalten und man sieht
fast nur eine große Fensterfront. Da ich selber sehr gerne Wohnungen
mit großen oder vielen Fenster liebe, um eben mehr Licht
einzufangen, hatte ich mir selbst überlegt, was es nun auf sich hat,
dass es trotzdem so düster wirkt. Sind es wirklich nur die dunklen
Wolken am Himmel, die man bei genaueren Hinsehen erkennt? Jedoch
sieht man auch eine weiße Wand, sowie ein weißes Sofa, welches
trotzdem keine Helligkeit ins Bild bringt. Als ich dann mit dem Lesen
diesen Psychothriller angefangen habe, hatte ich mir so manche Idee
dazu ausgedacht: In erster Linie dreht es sich ja um dieses
hochmoderne Wohnhaus, wie die Autorin selber mit einer Glasfront
beschreibt. Jedoch kommt mir dieser Gedanke auch etwas befremdlich
vor. Andere Menschen können somit hineinsehen und beobachten, was
man dort so treibt. Und irgendwie fand ich dann die Vorstellung etwas
skurril, dass unsere Protagonistin Carla, die Drohbriefe erhält und
unter starken Angstattacken leidet, bis hin zum Verfolgungswahn, sich
dort wohl fühlen sollte. Jedoch hat Carla es ja gut geschafft, aber
auch gemerkt, dass eben hinter dieser großen Glasfront, wo alles so
perfekt und abgesichert scheint, auch düster und mystisch ist. Und
genau dieser Grund passt somit sehr gut zum Cover. Es zeigt den
eigentlich Handlungsort, wird hinten im Inhalt als ein sicheres
Zuhause beschrieben, doch statt es in hellen Farben zu leuchten,
drückt er trotzdem eine Dunkelheit aus, der gut zu einem
Psychothriller passt.
Für mein empfinden passt der Titel
auch recht gut, obwohl ich recht lange Überlegen musste, was es mit
dem Wort „Scherben“ in diesem Titel auf sich hat. Als erstes
dachte ich eher an einem Titel wie „Das Glashaus“. Nicht nur,
weil es eben ausschließlich in dem gläsernen Wohnhaus „Save
Heaven“ abspielt, sondern mein erster Gedanke nach dem Lesen galt
auch dem Sprichwort: „Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit
Steinen werfen!“ Aber wiederum bedeuten Scherben auch eine Art
zerstörter Zustand. Und wenn man sich überlegt, dass Carlas Welt
mit den Stalker sehr zerbrochen ist und sie sich Zuhause oder auf
ihrer Arbeit wohl fühlt, kommt man der Sache schon näher. Auch
später in der Wohngemeinschaft „Save Heaven“ in Berlin merkt
man, dass der Schein sehr trügt und nicht alles so rosig ist, wie
die Bewohner es einem Vorspielen. Und somit dachte ich mir, in einem
Haus, welches viel aus Glasfronten besteht, wohnen Menschen, deren
eigenes Leben sich auf Rückschläge bezieht, passt „Das
Scherbenhaus“ richtig gut.
Die Autorin Susanne Kliem hat für
einen Psychothriller einen sehr einfachen und leichten Schreibstil
gewählt. Wobei sie mit teilweise kurzen Sätzen, sowie Absätze und
Kapitel den Leser auf einen schnellen Weg ins Geschehen bringt.
Gleich im ersten Kapitel hatte sie mich neugierig gemacht, was nun
hinter dieser ängstlichen Carla steckt, die sich nicht mal traut,
alleine die eigene Haustür zu verlassen, und eine Freundin ihre Post
öffnen muss. Sie baut die Spannung langsam und konstant auf,
wobei sie ab und zu auch etwas mit dem Leser spielt, in dem sie mit
einem neuen Kapitel von einer anderen Sichtweise weiterschreibt. So
kommt der Leser nicht so schnell auf das kleine Geheimnis, welches
sie in dieser Geschichte eingebaut hat.
Susanne Kliem erzählt uns die
Geschichte aus der Sicht der Protagonistin Carla, die selbst
nicht ein ganz einfacher, durchschaubarer Charakter ist. An manchen
Stellen hatte ich mir gedacht, wieso sie gerade in bestimmten
Situation so handeln musste, und an anderen Stellen habe ich richtig
mitgefiebert. Da ich selbst einmal unter einem „leichten“
Stalking-Fall litt, konnte ich mich auch sehr gut in die Gefühlswelt
von Carla versetzen. Die ewige Angst, hinter jeden Mauervorsprung
könnte der Stalker lauern, ist somit nicht so weit her geholt.
Selbst ich bin indirekt in eine andere Stadt geflüchtet und hab
gehofft, dass es dadurch nun besser wird. Was ich selbst etwas schade
finde, dass Carla in Berlin ihre Angstgefühle überhaupt nicht mehr
spürt und gleich ein neues Leben anfängt. Sie machte sich zwar
schon ab und zu Gedanken dazu, ob der Stalker sie hier finden würde,
aber es gleich mit dem Satz „Hier kennt mich ja keiner“ wieder
vertan. Ich selbst hatte es nicht so schnell im Griff und somit kam
mir dieser Aspekt doch ein wenig unglaubwürdig vor. Doch sollte das
bei manchen Menschen, die unter Stalking leiden, so schnell gehen,
widerspreche ich sofort meine Behauptung, und ihr habt meinen
vollsten Respekt dafür.
Aber auch die Bewohner vom „Save
Heaven“ geben Carla das Gefühl von Sicherheit. Ich selbst
kenne meine Mitbewohner von meinem Wohnhaus nicht und manchmal
wünschte ich mir, diese Höflichkeit und Nettigkeit, wie die
Bewohner auf neue Mieter und Situationen eingehen, auch hier zu
finden. Durch die Mitbewohner lernen wir hauptsächlich 2 Männer
näher und genauer kennen, die Carla in den mystischen Situationen
zur Seite stehen und ihr Mut und Sicherheit geben. Das wäre einmal
der ältere Herr Milan Wagner, der in der Wohnung gegenüber wohnt.
Er begrüßte sie gleich ganz herzlich im neuen Haus und
veranstaltete sogar für sie eine große Willkommensparty. Aber auch
im Lauf der Geschichte war Milan immer irgendwie mit dabei gewesen.
Denn er spiegelte das Herz der Gemeinschaft wieder. Zutraulich und
freundlich, und hat für jeden ein offenes Ohr. Diese Eigenschaften
sind nicht so weit hergeholt. Milan ist im Rentneralter,
alleinstehend und durch einen Unfall an einem Gehstock gebunden. Er
hat niemanden im direkten Umfeld, mit dem er sich austauschen kann
und sucht somit diese Nähe in der Wohngemeinschaft.
Außerdem lernt der Leser den Charakter
Christian kennen, ein berühmter, aufstrebender, sowie attraktiven
Künstler. Carla verliebte sich sofort in diesem Charakter, aber
wusste nicht genau, wie sie mit diesem Gefühl umgehen soll, da sich
Christian bereits in einer Beziehung befand. Sie versuchte ihn nur
als einen sehr netten Nachbarn einzuordnen, versuchte jedoch trotzdem
mehr von seinem Leben zu erfahren. Auch hier spiegelt sich die
Realität mit der Geschichte wieder. Denn unter uns Frauen können
wir ruhig gerne zugeben, dass es immer und überall attraktive Männer
gibt, die uns ins Staunen bringen. Auch wenn dieser Mann, oder wir
selbst in einer Beziehung sind, gibt es trotzdem eine gewisse
Anziehungskraft und man möchte so viel wie möglich von diesen
Menschen erfahren und somit in seinem Leben treten.
Aber auch die anderen Bewohner, auch
wenn diese nur kurzzeitig auftauchen, sind sehr gute Charaktere. Sei
es die Familie, wo die Beziehung von den Eheleuten in Frage gestellt
wird, oder die Teenagerphase eines jungen Mädchens mit ihren
jugendlichen Problemen. Als Leser kann man sich sehr gut und vor
allem auch schnell in die einzelnen Charaktere hineinversetzen und
somit verstehen, wieso sich Carla im „Save Heaven“ so wohl
gefühlt hat. Jedoch merkt Carla schnell, dass nicht jeder Mensch so
perfekt ist, wie er vorgibt, und jeder ein düsteres Geheimnis mit
sich bringt.
Mein Fazit:
„Das Scherbenhaus“ von Susanne
Kliem ist ein Psychothriller, der auch viel zum Nachdenken anregt.
Traut man seinen Mitbewohnern in einem Wohnkomplex wirklich so sehr,
dass sie ein Teil des eigenen Lebens werden? Mit ihrem schönen und
leichten Schreibstil, den kurzen Abschnitten, bringt sie den Leser
schnell ins Geschehen hinein. Doch durch immer wieder anderen,
mystischen Ereignissen verwirrt sie auch den Leser, so dass man noch
lange nach der passende Lösung sucht. Für mich persönlich ein
gelungener Psychothriller, der ideal nun für die kalte Jahreszeit
ist. Denn wieso sollte immer alles hell sein, wenn der Winter so
düster wirkt.
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